Wer ist Vhils?
Alexandre Farto alias Vhils wurde 1987 in Lissabon geboren und gilt als zeitgenössischer Stadtarchäologe. Aufgewachsen in einem Industrievorort von Lissabon, wird er stark durch die dortige Urbanisierung in den 1980er und 90er-Jahren beeinflusst. Er ist fasziniert davon, wie sich diese Veränderungen auf die Struktur der Stadtlandschaft auswirken. Das inspiriert ihn dazu, Parallelen zu Prinzipien des Neuen Realismus und der Psychogeografie des Situationismus zu ziehen.
Bereits mit dreizehn Jahren beginnt er seine „Tags“ und „Stencils“ in Straßen und auf Zügen zu hinterlassen. Später studiert er an der Byam Shaw School of Art in London und entwickelt dort seinen einzigartigen Stil: Er entfernt die oberen Schichten von Wänden mit unkonventionellen Werkzeugen und kreiert dadurch Portraits der besonderen Art.
Vhils in der "25 Years"- Ausstellung im MUCA München
Im MUCA war in der Jubiläumsausstellung (06.10.2022 – 10.09.2023) von Vhils „Dwindle Series #03″von 2019 (siehe Bild oben), ein in eine Metallplatte geätztes Kunstwerk, sowie Acumen Series#02, ein mittels einer von Vhils‘ speziellen Abtragetechniken bearbeitetes Werbeplakat, zu sehen.
Wie arbeitet Vhils?
Vhils befasst sich mit den Auswirkungen der globalen Entwicklung und Homogenisierung auf Landschaften und Identitäten. Ganz nach seinem Motto: Zerstören, um etwas Neues zu kreieren, erschafft er kraftvolle und poetische Bilder, die den öffentlichen Raum vermenschlichen sollen.
Häufig verwendet er Werkzeuge wie Bohrmaschine oder Sprengstoff, um die Wandschichten und den Mauerputz besser abtragen zu können. Durch das Entfernen der oberen Wandschichten verleiht er seinen Portraits eine haptische Wirkung. Ähnlich einem modernen Archäologen, möchte der Künstler jede einzelne Schicht und Etappe der Stadtgeschichte, sowie ihren Einfluss auf die Bewohner*innen darstellen und freilegen. Ein weiteres Ziel seiner Arbeit ist es, die Zerstörung und den Verfall der städtischen Umgebung widerzuspiegeln, die auf natürliche Weise verursacht wird.
Fartos besondere Arbeitstechnik bildet die Grundlage für sein „Scratching the Surface“-Projekt. Dieses wurde erstmals auf der VSP Group Exhibition in Lissabon 2007 präsentiert, im folgenden Jahr dann beim Cans Festival in London.
Von den Favelas in Rio bis zum Centre Pompidou
Seit 2005 präsentiert Vhils seine Arbeiten weltweit auf Ausstellungen, Veranstaltungen und in anderen Kontexten – von Projekten mit Gemeinden in den Favelas von Rio de Janeiro bis hin zur Zusammenarbeit mit renommierten Institutionen wie dem Centre Pompidou oder dem Museum für Zeitgenössische Kunst San Diego.
Vhils experimentiert neben seiner einzigartigen Abtragetechnik mit einer Vielzahl verschiedener Medien. Neben Video-Installationen produzierte er auch verschiedene Musikvideos und Kurzfilme.