Wer ist Richard Hambleton?
Richard Hambleton gilt als einer der ersten Street Art Künstler auf dem amerikanischen Kontinent. Als „The Godfather of Street Art“ inspiriert er bis heute renommierte Künstler wie Banksy, Blek le Rat und JR. Er wurde 1952 in Vancouver geboren und wuchs in der kanadischen Metropole auf. Hambleton studierte an der Emily Carr University of Art & Design und gründete später das Pumps Center for Alternative Art.
Bereits in den 70er Jahren war New York sein Schaffens- und Heimatort. Hier verkehrte er im legendären Club 57, unter anderem mit Jean-Michel Basquiat and Keith Haring. Die beiden stellten ihm damals Andy Warhol vor, der ihn mehrfach bat, ein Portrait von ihm malen zu dürfen. Hambleton lehnte stets ab. Er verstand sich selbst als Konzeptkünstler und wollte, dass seine Kunst und nicht er im Vordergrund steht.
In der Kunstszene werden die 80er Jahre als Beginn seiner Karriere betrachtet, als Hambleton sich mit seinen weltweiten Interventionen „Shadowman“ (Schattenmann) einen Namen machte.
Aber mit dem Ruhm kamen auch die Drogen. Insbesondere seine Heroinabhängigkeit begleitete ihn sein Leben lang. Er verlor den Bezug zur Realität und geriet mehr und mehr in Vergessenheit. Vor etwa zehn Jahren wurden seine Werke wiederentdeckt und er konnte an seine alten Erfolge anknüpfen. Richard Hambleton verstarb am Höhepunkt seiner Renaissance im Alter von 65 Jahren.
Hambleton in der "25 YEARS"- Ausstellung im MUCA München
In der Jubiläumsausstellung (06.10.2022 – 10.09.2023) im MUCA München war ein Straßenschild ausgestellt, das ein „Schattenkopf“ ziert: Das Werk „Stop Sign“ von 2010.
Was ist der "Shadowman"?
In Hambletons Werken zeigte sich schon früh der Hang zum Morbiden. In seinen künstlerischen Anfängen Ende der 70er Jahre zeichnet er Kreide-Umrisse von Mordopfern auf Gehwege, die üblicherweise zur Spurensicherung an einem Tatort verwendet werden. Mit dieser Inszenierung von Mordschauplätzen, der sogenannten „Mass Murder“-Serie, schockierte er die Öffentlichkeit. Seine berühmtesten Werke entstanden jedoch in den 80er Jahren in den Hinterhöfen und dunklen Gassen New Yorks. Dort malte er in schwarzer Farbe verzerrte Schatten menschlicher Körper, die den Betrachter erschrecken sollten. Schnell fand sich ein Name für diese Interventionen: Der „Shadowman” (Schattenmann) war geboren.
Hambleton wuchs zu einer festen Größe in der Street Art Szene heran. Hunderte seiner lauernden „Schattenmänner“ waren überall in Manhattan an den öffentlichen Wänden zu sehen. In den Jahren 1984 und 1985 stellte er im MoMa aus und schaffte es sogar bis nach Europa. In den Jahren 1984 und 1988 bemalte er während der Biennale von Venedig die Stadt mit seinen Schattenmenschen. Eine anschließende Tournee quer durch den Kontinent brachte seine Figuren auf die Straßen von Paris, Rom und London. Er reiste auch nach Berlin, um 17 lebensgroße „Schattenmänner“ auf der Ostseite der Berliner Mauer anzubringen, und kehrte ein Jahr später zurück, um auf der Westseite daran anzuschließen.