Wer sind Christo und Jeanne-Claude?
Christo wurde am 13. Juni 1935 in Gabrovo, Bulgarien, als Christo Wladimirow Jawaschew geboren. Unterstützt durch seine Mutter, die an der National Academy of Art in Sofia arbeitete, besuchte Christo bereits mit sechs Jahren Mal- und Zeichenkurse. 1953 begann Christo an der National Academy of Art zu studieren. Das Studium war geprägt durch den sozialistischen Realismus, mit westlicher moderner Kunst kommt Christo nicht in Kontakt. 1965 entdeckte er beim Besuch von Verwandten in Prag Picasso and Miró für sich. Als kurz darauf die ungarische Revolution ausbricht, floh Christo zunächst nach Wien und dann weiter in die Schweiz. 1958 wurde Paris seine neue Heimat, wo er Jeanne-Claude Denat de Guillebon kennenlernte. Jeanne-Claude, ebenfalls am 13. Juni 1935 (in Casablanca) geboren, wurde nicht nur seine Frau, sondern auch seine Partnerin bei der Schaffung monumentaler Umweltkunstwerke. Das Künstlerpaar erlangte Weltberühmtheit durch ihre Verhüllungsaktionen von Gebäuden und bekannten Bauwerken sowie Großprojekten in Landschaftsräumen. Jeanne-Claude verstarb im Jahre 2009. Christo starb am 31. Mai 2020 in New York City, wo er 56 Jahre lang gelebt hatte.
Was ist Christo und Jeanne-Claudes erstes gemeinsames Werk?
Im Juli 1961 eröffnete in der Kölner Galerie Haro Lauhus die erste Einzelausstellung von Christo. Zu dieser Zeit präsentierten Christo und Jeanne-Claude dann auch im Kölner Hafen ihr erstes gemeinsames Projekt: „Dockside Packages and Stacked Oil Barrels“. Die Papierrollen und Ölfässer, umwickelt mit Planen und Seilen, stellten zugleich das erste temporäre Umweltkunstwerk des Künstlerehepaars im Freien dar. Fortan schufen die beiden einige der beeindruckendsten Installationen des zwanzigsten und einundzwanzigsten Jahrhunderts. Mit ihren monumentalen Arbeitsmethoden, bei denen sie Gebäude oder Sehenswürdigkeiten mit Stoffen umhüllen, konzentrierten sie sich auf die Vergänglichkeit und fordern den Betrachter auf, an der Interaktion mit dem Werk teilzunehmen.
Christo und Jeanne-Claude: Vertreter des "Neuen REalismus"
Bekanntheit erlangte Christo vor allem, nachdem er sich 1960 der von Pierre Restany und Yves Klein in Paris gegründeten Gruppe „Nouveau Réalisme“ („Neuer Realismus“) angeschlossen hatte. Christo beteiligte sich zwar an den Ausstellungen der Gruppe, wurde jedoch nie offizielles Mitglied.
Ein Mantra der Nouveaux Réalistes war: den Systemen und Prozessen des täglichen Lebens eine Form zu geben, indem man das alltägliche Leben selbst in den Vordergrund stellt; ein Bestreben, das in den „verpackten“ Objekten von Christo anschaulich umgesetzt wurde, die die Menschen dazu anregen, die Dinge, die sie umgeben, noch einmal zu betrachten und neu zu beurteilen.
Christo und Jeanne-Claude in der "25 Years"-Ausstellung im MUCA München
Die in der MUCA-Jubiläumsausstellung (06.10.2022-10.09.2023) gezeigten Kunstwerke verdeutlichen sowohl den Prozess als auch das Konzept hinter den Arbeiten des Ehepaars. „Puerta de Alcala, Wrapped Project für Madrid“ lässt die Planung potenzieller Projekte erahnen, während das verpackte Magazin als Mikrokosmos für die Gesamtkonzeption ihrer Arbeit fungiert und darüber hinaus auf die Prinzipien des Neuen Realismus in Bezug auf Werbung und die Verwendung von Alltagsgegenständen verweist.
In der 25-Years-Ausstellung war unter anderem das Werk „Look Magazine“ von 1965 zu sehen.
Was sind Christo und Jeanne-Claudes berühmteste Werke?
Von frühen verpackten Objekten, wie dem verpackten Magazin in der aktuellen MUCA-Ausstellung, bis hin zu monumentalen Außenbereich-Projekten in der ganzen Welt: Christo und Jeanne-Claude überschritten mit ihren Kunstwerken stets die traditionellen Grenzen von Malerei, Skulptur und Architektur. Als eines ihrer ersten großen „Wrapped“-Werke verhüllten die beiden 1967/68 die Berner Kunsthalle. In Deutschland wurde das Künstlerpaar insbesondere durch die Verhüllung des Berliner Reichstagsgebäudes im Jahre populär. Bereits seit Anfang der 70er Jahre in Planung, wurde das Gebäude in der Bundeshauptstadt 1995 für zwei Wochen in silbernen Stoff verpackt.
Neben Verhüllungen berühmter, öffentlicher Gebäude machten sich Christo und Jeanne-Claude auch mit vielen Projekten in Landschaftsräumen einen Namen: 2005 wurde die Installation „The Gates“ im Central Park in New York fertig gestellt und der Öffentlichkeit präsentiert: Über 7.500 Tore mit frei hängenden, safranfarbenen Stoffbahnen, die im Gesamtbild wie ein goldener Fluss wirkten. Im Oktober 1991 wurden für das temporäre Projekt „The Umbrellas“ (in Planung seit 1984) in den USA und Japan zeitgleich 3.100 in der Landschaft installierte Schirme geöffnet. Dieses Kunstwerk sollte die Ähnlichkeiten wie Unterschiede in der Lebensweise wie auch Bodennutzung in zwei Binnentälern der jeweiligen Länder widerspiegeln. Weitere Großprojekte von Christo und Jeanne-Claude waren unter anderem „Wrapped Coast“ bei Sydney (1968-69), „Valley Curtain“ in Colorado (1970-72), „Running Fence“ in Kalifornien (1972-76), „Surrounded Islands“ in Miami (1980-83), „The Pont Neuf Wrapped“ in Paris (1975-85), und „The Floating Piers“ am italienischen Iseosee (2014-16).
Im Herbst 2021, gut ein Jahr nach Christos Tod, konnte in Paris das Herzens-Projekt des Künstlerpaares, „L’Arc de Triomphe, Wrapped“, realisiert werden. Schon 1962 hatte Christo, der sich seit seiner Ankunft in Paris von dem Monument angezogen gefühlt hatte, eine Fotomontage des verhüllten Arc de Triomphe geschaffen, 1988 dann eine Collage.