Flower Power X MUCA

Im Rahmen des Flower Power Festivals bieten das MUCA und MURAL ein gemeinsames Erlebnis für alle Sinne an, bei der die Natur kulinarisch und kulturell gefeiert werden soll. Beim B(L)OOM ART DINNER lädt das MUCA zwischen den Fine-Dining-Gängen zum Kunstgenuss ein.

Blüten und Blumen findet sich in vielen der ausgestellten Werke der aktuellen Jubiläumsshow „25“ im MUCA. Manchmal strahlen sie den Besucher*innen in leuchtenden Farben entgegen, manchmal sind die Blumen-Motive erst auf den zweiten Blick im Kunstwerk zu entdecken, oftmals mit politischer Bedeutung aufgeladen.

Andy Warhols „Flowers“ und Warhols Porträts mit Sonnenblume

Mit seinen leuchtenden, auffälligen Farben, wie sie gerne auf zeitgenössischen Plakatwänden und in der Druckwerbung verwendet wurden, zeigt Andy Warhols Werk „Flowers“ (1964) das vorrangige Bestreben der Pop Art, die ästhetischen Techniken und Mittel der sich in den 1960er Jahren entwickelnden kommerziellen Massenmedien nachzuahmen. Warhols „Flowers“ ist ein weiterer Kommentar zum Verhältnis von Singularität und Homogenisierung, eine Konfrontation von Hochkultur versus Konsumkultur. Die Einzigartigkeit realer Blumen, von denen jede in ihren Proportionen und ihrem Platz in der Natur einmalig ist, wird – auf den ersten Blick – durch die scheinbar wundersame Fähigkeit des Druckmediums zur exakten Reproduktion völlig ausgelöscht.

Warhol hat während seiner gesamten Laufbahn die Möglichkeit des Siebdrucks zur exakten Reproduktion bewusst gemieden, indem er impulsiv mit seinen Farbkombinationen experimentierte. Unter diesem spielerischen Aspekt sind seine Siebdruckserien Ausführungen in abwechslungsreicher Wiederholung und im Austesten der Grenzen von Ähnlichkeit und Unterschied. In diesem Sinne ist die Serie „Flowers“ eine anspruchsvolle Meditation über die Spannung zwischen den Reproduktionsbestrebungen der Natur und denen der Populärkultur in der Nachkriegsgesellschaft.

Diese Spannung wird in ähnlicher Weise in den späten Warhol-Porträts (im MUCA neben „Flowers“ zu sehen) des renommierten Daily Express Fotografen Steve Wood deutlich: Aufgenommen 1981 im Badeort Deauville, sind sie ein fesselndes Zeugnis für den schüchternen Charakter des Künstlers. Die Fotografien vergleichen die berühmte rätselhafte Persönlichkeit des Künstlers mit der Sonnenblume, die er in der Hand hält: einzigartig, zerbrechlich und in Gefahr, sich in den sich wiederholenden Fotografien von Woods aufzulösen, die die subtilen Variationen von Warhols eigenen Drucken nachahmen.

Warhol ist auf den Porträts in dem besonderen französischen Licht fotografiert, das bereits viele Impressionisten zu Meisterwerken inspiriert hat. Die Sonnenblume kann als Anspielung auf Van Gogh gesehen werden. Andererseits gilt die gelbe Blüte auch als Symbol der Hippie-Bewegung und Flower-Power-Zeit Ende der 1960er-Jahre.

Nelken und Rosen als Symbole der Revolution

Neben den Sonnenblumen und Blumenkränzen der Hippie Bewegung sind die verschiedensten Blumenarten zu Symbolen politischer Bewegungen, Revolutionen und dem Aufbegehren gegen Systeme geworden. Bei der „Nelkenrevolution“ 1974 in Portugal steckten Frauen den Soldaten des Militärputsches gegen die autoritäre Diktatur zur Begrüßung rote Nelken in die Gewehrläufe. Festgehalten von Fotografen wurde das Bild der Nelke im Gewehr international zum Symbol des friedlichen Umsturzes und der sozialistischen Arbeiterbewegung.

Das Motiv einer Blume im Gewehrlauf oder im Schlagstock taucht auch bei dem zeitgenössischen US-amerikanischen Künstler Shepard Fairey immer wieder in seinen Werken auf. Faireys Drucke sind ein malerischer Essay über die Darstellung und Verbreitung von Macht. Er setzt sich in seinen Arbeiten mit der Entstehung von Klassen und kultureller Identität, mit der Macht politischer und religiöser Ideologie, mit staatlich sanktionierten Geheimhaltungs- und Überwachungssystemen, mit der realen Gefahr des Autoritarismus und mit der Möglichkeit des Widerstands auseinander.

Die Siebdruck-Collage „Revolutionary Woman“ von 2007 zeigt eine Frau mit Kopftuch, die ein Gewehr mit einer Rose im Lauf in ihrer linken Hand hält. „Bewaffnet“ ist sie mit einem Pinsel, im Munitionsgürtel sieht man weitere Pinsel. Fairey will hiermit auf die bedeutende Rolle der Frauen bei Protesten in der islamischen Welt aufmerksam machen. „Revolutionary Woman“ ist derzeit als Leihgabe des MUCA in der Ausstellung „Flowers Forever – Blumen in Kunst und Kultur“ in der Kunsthalle München zu sehen.

Shepard Faireys „Obey“-Lotusblume und Banksys Blumenstrauß-Waffe

Auf den dreißig Werken von Shepard Fairey (aka Obey) in der aktuellen MUCA Ausstellung „25 years“ lässt sich ein weiteres Blumenmotiv, die Lotusblüte, entdecken.

Die Lotusblüte hat eine jahrtausendalte Geschichte, sie war im Alten Ägypten ein Symbol für Auferstehung und Regeneration. Sie gilt heute als heilige Blume, die Reinheit und Licht ausstrahlt. Shepard Fairey widmete dieser wunderschönen Pflanze die Werksserie „Obey Lotus Ornament“. Ungewöhnlich für Faireys Arbeiten, soll dieser Druck keine rein gesellschaftspolitische Aussage transportieren, sondern die Schönheit und Strahlkraft der Blüte betonen. Gleich einen ganzen Strauß Blumen setzt der britische Street-Art-Künstler Banksy als Friedens-Symbol ein: Auf seinem Werk „Love is in the Air“, derzeit im MUCA zu sehen, wirft ein vermummter Demonstrant anstatt mit Steinen mit Blüten.

Nehmen Sie teil an der spannenden Suche nach Blüten und Blumen in der MUCA-Jubiläumsausstellung und erfahren Sie mehr zu ihrer Symbolik und Bedeutung in der zeitgenössischen Kunst.

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